Auf ein Wort…

Johanna Bienentreu sitzt für die GRÜNEN auch im Kulturausschuss  des Kreistages, in dessen Gleichstellungsausschuss und engagiert sich im Arbeitskreis Europa. Die Schulsozialarbeiterin an einer Schule in Köln und GRÜNE Kommunalpolitikerin aus Swisttal erklärt, warum das gemeinsame Unterrichten von behinderten und nicht behinderten Kindern für eine inklusive Gesellschaft längst nicht ausreicht.

Johanna,  der Rhein-Sieg-Kreis ist Träger von  vier Schulen für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Wie viele von ihnen sollen nach elterlichem Willen künftig eine allgemeinbildende  Schule besuchen?

Das ist derzeit noch völlig offen, verlässliche Zahlen liegen uns  noch gar nicht vor. Genau diese verlangen wir GRÜNE, genauso wie ein schlüssiges Konzept.  Aber das ist erst der Anfang.  Das Thema Inklusion geht doch weit über Schule hinaus. Warum werden beispielsweise Gebäude nicht direkt behindertengerecht geplant und gebaut?

Dennoch bezieht eine breite Öffentlichkeit die Inklusion stark auf den Schulbereich.  Ist das richtig?

Das ist so, aber es ist zu wenig und daher falsch. Wenn Inklusion erst in der  Schule beginnt,  ist das viel zu spät. Eine barrierefreie Gesellschaft beginnt in unseren Köpfen und wir müssen hier viel, viel früher  ansetzen. Es gilt Konzepte zu entwickeln,  den Prozess breit und auf vielen Ebenen in alle gesellschaftlichen  Bereiche hinein auszuweiten.

Die gemeinsame Beschulung  von behinderten und nicht-behinderten Kindern erfordert qualifiziertes Personal.  Sind  Pädagogen für derlei Aufgaben gut gerüstet?

Es geht hier und jetzt nicht nur um die Ausbildung von Lehrern.  Noch einmal: Inklusion bedeutet „von Anfang an gemeinsam“ und darf keinesfalls als Gnadenakt unserer Gesellschaft verstanden werden.  Ziel ist das selbstverständliche gemeinsame Aufwachsen und Zusammenleben  von behinderten und nicht-behinderten Kindern.  In Sachen Ausbildung ist der Rhein-Sieg-Kreis als Träger der Berufskollegs in Hennef und Troisdorf nahe an der Stellschraube und kann Chancen nutzen.

Was meinst Du konkret?

Die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern muss mit Blick auf inklusive Ziele angepasst werden.  Die Ausstattung eines Kindergartens ist die eine Seite, doch die Erzieherinnen müssen im Umgang mit behinderten Kindern vorbereitet und speziell geschult werden. Ich habe selbst einen integrativen Kindergarten geleitet und weiß, dass es Berührungsängste des Fachpersonals gibt. Das darf nicht sein. Für das Bestandspersonal benötigen wir umfangreiche Weiterbildungsangebote. Grundsätzlich muss jeder Kindergarten in der Lage sein, ein behindertes Kind aufzunehmen.

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